Tagespolitik ist hier ein Tabuthema, der Zweck dieser doch mächtigen und selbst im 12 Stock gut vernehmbaren Demonstration blieb auch nach Befragung einiger koreanischer Kollegen mehr oder weniger im Dunkeln. Ob der Zweck politisch oder sozial, die Teilnehmer Journalisten oder Aktivisten gegen hohe Mietpreise im Stadtzentrum, an Erklärungen gab es eine große Bandbreite. Das Interesse der koreanischen Kollegen an der Demo hielt sich durchaus in Grenzen, unsere Fragen waren ihnen sichtlich peinlich.
Der Ablauf der Demo war eher statisch, die Menge sammelte sich und blieb an die zwei Stunden vor einer kleinen Bühne stehen, auf der martialische Reden und Parolen über Verstärker eine große Lautstärke erreichten, auf der getrommelt und getanzt wurde. Die Menge skandierte die Parolen mit und schwenkte weiße und rote (aufblasbare) Stäbe. Auch ein kurzer Regenguß konnte sie nicht vertreiben oder reduzieren, die rot dominierte Gewandung wurde lediglich gegen grüne Regenumhänge und Regenschirme ausgetauscht. Die anfangs nur spärlich sichtbare Polizei wuchs gegen Ende der Kundgebung beträchtlich an. Es gab keine Ausschreitungen, sehr diszipliniert löste sich die Menge auf und die Veranstalter hatte in kurzer Zeit den großen Platz gereinigt und Bühne und Technik entfernt.
In den mir zugänglichen (englischsprachigen) koreanischen Zeitungen hab ich auch nichts zu der Demo gefunden. Derartige Kundgebungen finden hier fast jedes Woche statt, anscheinend ohne jede Berichterstattung.
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